Alter Freund wie geht es Dir?

Nett das Du mich fragt; ich liege hier.
Zu was denn nütze, sag es mir?

Du bist die Wurzel, wir sind eins.

Doch bin ich nutzlos weil ich weiß,
dass unsere Krone nicht mehr strahlt.

Im sanften Wind nicht Blätter rauschen,
in Blütenpracht wir Nektar tauschen.

So bin ich Anker mehr als Lebensspender.

Du irrst mein Freund, es ist nur Winter.

Wellen spülen an den Strand,
Schließ die Augen, spür den Sand,
Die sanfte Brise und das Meer,
Dein Herz und Du, sonst niemand mehr,

Gedanken ruhen, Zeit steht still,
Palmen rauschen, Wolken ziehen,

Atme tiefer um zu sein,
Jetzt und hier, nie mehr allein,

Momente kommen, Momente gehen,
Verweile kurz und Du wirst sehen,
Der Zauber liegt im Augenblick,
Schaust Du nicht vor und nicht zurück.

 

Betrachte Dein bisheriges Leben.
Es erscheint Dir heute wie ein Traum. Ich meine damit nicht die romantische Vorstellung in Liedern oder Geschichten von einem Traum, sondern die etwas verschwommene Darstellung Deiner Erinnerungen.
Wenn Du morgen, in einem oder in fünfzig Jahren zurück blickst auf Dein Leben, wirst Du das gleiche blasse Bild vorfinden. Versuche es - schau auf Deine Vergangenheit. Sie erscheint Dir wie ein Film, den Du einmal gesehen hast. Nun nimm wahr, was Dich gerade umgibt. Schau es Dir an. Erkennst Du den Unterschied. Was Du jetzt gerade siehst und wahr nimmst ist hell und präsent. Es füllt Dich.

Deine Vergangenheit ist nur eine blasse Erinnerung, ein Traum.
Der Moment ist hell und klar - sein (er)leben vermag Dich wahrhaft zu füllen. 

Das Jura Studium und viele andere wissenschaftliche Studien, lehren die Logik. Subsumption in der Rechtswissenschaft bedeutet einen Begriff oder eine Struktur unter eine andere zu ordnen. Es wird eine Frage aufgeworfen, und über einen (Zu)Ordnungsprozess ein Ergebnis gefunden. Ein Beispiel lautet: ist Sokrates sterblich?  Alle Menschen sind sterblich.  Sokrates  ist ein Mensch, also ist Sokrates sterblich. Unsere gesamte Gesellschaft ist auf Logik aufgebaut.  Wir vergessen deshalb allzu gern auf Logik zu verzichten und statt dessen einfach "loszugehen". Wir verbringen unser ganzes Leben mit Fragen und versuchen uns logische Ergebnisse zu recht zu legen.  Unser Kopf wird voller und unsere Hände leerer.  Statt mit dem Herz versuchen wir die Dinge mit dem Kopf zu lösen. Das Leben ist aber nicht theoretisch und auch nicht logisch. Im Gegenteil, Es ist voller Gegensätze, die erfahren und nicht bedacht werden wollen. Logik führt zu vollem Kopf und leeren...

Alles ändert sich ständig. Diese ständige Änderung ist eine Konstante, die Du als zunehmende Unordnung wahrnimmst, obgleich sie eher eine ständige Neuordnung ist. Der Unterschied zwischen Unordnung und Neuordnung besteht einzig in Deiner Wahrnehmung. Alles scheint sich von Dir weg zu bewegen. Wegen Deines Blickwinkels fühlt sich dieser ständige Fluss des Lebens oft wie Kontrollverlust an. Du hast das Gefühl etwas tun zu müssen, damit Dir die Dinge nicht entgleiten. Du kommst in Stress. Max Plancks's zweiter Hauptsatz der Thermodynamik laut vereinfacht: Alles strebt nach immer größerer Unordnung. Der Unordnung entgegen wirken können wir nur, in dem wir Arbeit hinzufügen. Je mehr Dinge Du hast, um so mehr Arbeit musst Du hinzufügen, um Ordnung zu halten. Je kleiner Dein Gepäck, desto weniger Energie musst Du aufwenden um es in Ordnung zu halten. Energie kann nicht verloren gehen. Das ist auch der erste Hauptsatz der...

Du denkst alles bleibt wie es ist.

Du hast recht und unrecht zugleich.
Vor allem aber verwechselst Du was bleibt und was nicht. 

Was bleibt ist, woraus Du bist.
Was geht ist, wer Du glaubst zu sein.

 

Man hat Dir erzählt "... sei stark, triff Entscheidungen. Du hast die Wahl rechts oder links..." Höre nicht auf diese Irren. Sie berichten nur von ihrer Verzweiflung. Du musst dich nicht entscheiden. Allein die Vorstellung Du könntest den Strom des Lebens ändern, indem Du Dir einredest der rechte oder linke Weg wäre der richtige, sollte Dich über Deine Dummheit lachen lassen.  Ich sage Dir, wenn Du glaubst Dich zwischen dem rechten oder linken Weg entscheiden zu müssen, wähle keinen, sondern gehe gerade mitten durch - bis sich Dir die Lösung offenbart. Du weißt das Du sie gefunden hast, wenn alle Erwägungen und Argumente dagegen oder dafür erloschen - schlicht nicht vorhanden - sind. Dann ist alles klar, Du bist frei und auf Deinem Weg. Du brauchst Dich nicht für eine Richtung entscheiden. Dein Weg ist frei von Argumenten. Er liegt einfach vor Dir. Wenn Du ihn noch nicht siehst, geh einfach weiter und bleibe aufmerksam.